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- G - - 26 -Was war am Wahlsonntag ihr Empfinden, als die ersteHochrechnung das Polit-Beben ausl%u00f6ste?B%u00fcrgermeister Dirk Otter (SPD): Das Wahlergebnis hatte sich %u00fcber die Wahlprognosen lange im Vorfeld deutlich angek%u00fcndigt. Ich hatte mich gefragt, warum letztendlich so viele Menschen in den neuen Bundesl%u00e4ndern rechtsextrem gew%u00e4hlt haben, obwohl sie lange in einem %u00dcberwachungsstaat gelebt haben.SPD, Enno Roy: Die negative Entwicklung, dass viele Menschen in Th%u00fcringen eine rechtsradikale Partei w%u00e4hlen werden, hat sich ja %u00fcber einen l%u00e4ngeren Zeitraum angek%u00fcndigt. Ich pers%u00f6nlich habe f%u00fcr dieses Wahlverhalten keinerlei Verst%u00e4ndnis, es macht mich traurig, dass sich viele, auch besonders junge Menschen anscheinend so abgeh%u00e4ngt, bzw. benachteiligt f%u00fchlen, dass sie die AFD w%u00e4hlen. Ich bin der festen %u00dcberzeugung, dass viele W%u00e4hler*innen aus Trotz und Verzweiflung die Rechten gew%u00e4hlt haben und nicht wirklich rechtsradikal sind.CDU, Guido Sch%u00f6nberg: Die Prognosen waren bekannt, somit waren die Ergebnisse nicht %u00fcberraschend und ich nicht (mehr) %u201eschockiert%u201c. Sorge bereitet mir die offen demokratiefeindliche Einstellung einiger Erstw%u00e4hlerinnen und Erstw%u00e4hler.DIE GR%u00dcNEN, Andreas Backfisch: Die Ergebnisse waren leider erwartbar.FWG / BsP, Ursula K%u00f6wing: Demokratische Werte erfordern st%u00e4ndige Wachsamkeit und Engagement, Demokratie bedeutet, dass das Mehrheitsprinzip von allen aktzeptiert wird und bei freien Wahlen ist es die Aufgabe aller politischen Akteure, die W%u00e4hler zu %u00fcberzeugen und ihre Meinungen zu respektieren.Wenn das nicht %u00fcberzeugend geschieht, kommt es zu solchen extremen Wahlergebnissen.Welche Koalitionen w%u00fcnschen Sie sich nun inTh%u00fcringen, Sachsen und Brandenburg?B%u00fcrgermeister Dirk Otter (SPD): In allen drei Bundesl%u00e4ndern haben die W%u00e4hlerinnen und W%u00e4hler der AFD und dem B%u00fcndnis zusammen %u00fcber 40% der Stimmen gegeben, obwohl die beiden noch in keiner Verantwortung standen. Die W%u00e4hler sind somit in allen 3 Bundesl%u00e4ndern dem Prinzip Hoffnung gefolgt, weil anscheinend die anderen Parteien sie nicht erreicht haben.Grunds%u00e4tzlich w%u00fcnsche ich mir, dass nur Koalitionen gebildet werden, die demokratische Grundwerte sch%u00fctzen. Praktisch gesehen halte ich es allerdings f%u00fcr einen Fehler, die AFD immer au%u00dfenvor zu halten. Sie muss in die Verantwortung gebracht werden, damit sie zeigen kann und muss, ob sie es wirklich besser k%u00f6nnen, so wie sie es den W%u00e4hlern suggerieren. SPD, Enno Roy: Wir lernen weltweit, dass die Bildung von Regierungen in Demokratien immer komplexer und unter Beteiligung von immer mehr Parteien stattfindet. Das ist zum einen positiv: es dr%u00fcckt den Willen der W%u00e4hler*innen aus; aber es macht das Regieren auch immer schwieriger (wie wir an der derzeitigen gro%u00dfen Koalition erkennen k%u00f6nnen). Auch wenn es einige Rechtsradikale in ihrem Weltbild st%u00f6rt: Eine Zusammenarbeit mit den Rechtsradikalen darf nicht erfolgen - sie d%u00fcrfen keine Normalit%u00e4t werden.CDU, Guido Sch%u00f6nberg: Mario Voigt, Michael Kretschmer und Dietmar Woidke werden verantwortliche Beschl%u00fcsse fassen, ich m%u00f6chte keinem der Verantwortlichen einen Ratschlag geben. F%u00fcr f%u00fcnf Jahre Stillstand sind die wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu gewaltig.DIE GR%u00dcNEN, Andreas Backfisch: Jeweils eine ohne AFD und BSW - zur Not Minderheitsregierungen.FWG / BsP, Ursula K%u00f6wing: Diese Frage kann von hier wohl nicht beantwortet werden, das m%u00fcssen die Bundesl%u00e4nder selbst entscheiden! Ein belehrender Fingerzeig z.B. nach Th%u00fcringen w%u00e4re fehl am Platze, denn noch ergibt sich aus den gegebenen Umst%u00e4nden eine klare Aufforderung und Pflicht an die Parteien auf kommunaler, Landes- und Bundesebene: Sie m%u00fcssen durch engagierte , w%u00e4hlerorientierte Politik extreme Wahlergebnisse verhindern!?In unserem Nachbarland Th%u00fcringen AfD st%u00e4rkste Kraft. Durchmarsch des B%u00fcndnis%u2018 Sahra Wagenknecht in Erfurt, Dresden und Potsdam. Eine CDU, die auf ihrer Brandmauer gegen die LINKEbeharrt - und von der %u201ezweimalumgetopften SED%u201c von Sahra Wagenknecht am Nasenring durchs Plenum gef%u00fchrt wird.Was also bl%u00fcht uns?Wir haben unsere Politiker*innen im Gleichener Rat gefragt.Hier sind ihre Antworten.